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Einleitung Vielen Modellbahner stehen mittlerweile vor der Frage, ob sie ihre alten Lokmodelle digitalisieren, da zumindest der Fahrbetrieb auf Digital umgestellt werden soll, um so die Möglichkeiten des Mehrzugbetriebs nutzen zu können. Hierzu sind einige grundsätzliche Feststellungen zu treffen: Unabhängig vom Alter eines Triebfahrzeuges lässt sich mit einem Digitaldecoder das Fahrverhalten einer Lok gegenüber dem Analogbetrieb entscheidend verbessern. Wichtig ist aber vor allem der Zustand des Fahrzeugs. Wenn eine Lok schon vor einer Digitalisierung schlecht läuft oder sonstige Fahrmängel aufweist, wird dies durch den Einbau eines Decoders auch nicht besser. Der Fahrzustand der Lok muss in Ordnung sein, sonst wird jede Digitalisierung zu einem Misserfolg. Was dabei zu beachten ist haben wir im nachfolgenden Aufsatz dargestellt. Grundsätzlich gilt aber, dass vieles mit der Digitalisierung möglich ist, aber nicht alles ist für jedes Modell auch sinnvoll und machbar. Loks die bereits werksseitig mit einer sog. digitalen Schnittstelle ausgestattet sind, sind natürlich relativ leicht zu digitalisieren. Leider gilt dies aber nur für Loks ab dem Jahre 2000. Die genormte Digitalschnittstelle erleichtert aber nur den Einbau, die Suche nach dem Decoder bleibt nicht erspart und ist für manche Modellbahner doch eine nicht leichte Aufgabe. Wer eine Lok ohne digitale Schnittstelle besitzt, aber einen Decoder in seine Lok einbauen möchte, steht häufig überfordert da. Die Frage nach dem Einbau von Lokdecodern bzw. digitalen Schnittsystemstellen stellt sich dann um so dringlicher. Ist ja auch nicht verwunderlich. Wer will schon seine alten Loks ausmustern, nur weil sie nicht mehr auf der mittlerweile umgebauten digitalen Anlage fahren können. Es gibt zwei Möglichkeiten eine Lok digitaltauglich zu machen:
2. Durch den direkten Einbau eines Lokdecoders (ohne digitale Schnittstelle) in die Lok Wir wollen nachfolgend nun die beiden Möglichkeiten ansehen und besprechen, damit ihr dann auch die nötigen Grundkenntnisse besitzen um selbst "Hand anlegen" zu können. |
Das Werkzeug zur Digitalisierung Bevor wir in die Digitalisierung einsteigen, sollten wir kurz einen Blick auf das erforderliche Werkzeug werfen. Eine vernünftige Werkzeugausstattung ist erforderlich, um den Erfolg der Digitalisierung zu gewährleisten.
- Lötkolben mit feiner Spitze - max 50 Watt - Lötzinn mit max. 0.8mm Durchmesser - Pinzetten - Schraubenzieher (Uhrmacherwerkzeug) Schlitz und Kreuz. - Dünne Kunststoffplättchen zum Öffnen des Gehäuses - Getriebefett, Silicon - Doppelseitiges Klebeband - Kabelbinder in unterschiedlichen Größen - Kunststoffunterlage oder Schaumstoffunterlage für die Lok - Multimeter (Strom, Spannungs-und Widerstandmesser) |
Das digitale Protokoll In der Regel hat der Modellbahner das Wissen, mit welchem Digitalsystem er fährt. Dennoch, es ist darauf zu achten, dass es verschiedene Digitalprotokolle gibt und dementsprechend auch verschiedene Decodertypen. Sowohl für die Spur: H0, TT, als auch für die Spurgröße N gibt es folgende Digitalprotokolle auf dem Markt:
- Selectrix-Protokoll (speziell für Trix-Modelle) - FMZ-Fleischmann-Protokoll - Motorola-Protokoll (Märklineignes digitales Protokoll) Mittlerweile gibt es immer mehr sog. Multiprotokollzentralen und -decoder auf dem Markt. Diese Geräte und Decoder besitzen die Eigenschaft, dass sie "Mehrsprachig" sind und dementsprechend mehre Digitalprotokolle verstehen (z.B. die Intelibox von Uhlenbrock, Märklin Central-Station). Um die Betriebssicherheit auf der digitalen Modellbahn zu gewährleisten sollte allerdings darauf geachtet werden, dass nur ein Protokoll auf der Modellbahn gefahren wird. Also z.B. nur DCC oder nur Selectrix. |
Überprüfung ob Lok bereits digitalisiert Ein weiterer Vorbereitungsschritt zur Digitalisierung bzw. dem Einbau einer digitalen Schnittstelle ist das Erkennen, ob nicht bereits die Lok digitalisiert ist. Zur Beantwortung der Frage soll natürlich die Lok nicht zerlegt werden. Nun der Test ist eigentlich simpel:
2. Nun ein analoges Fahrpult anschließen. 3. Den Fahrregler ganz langsam aufdrehen (nicht bis zum Anschlag). |
Vorbereitungen der Lok auf die Digitalisierung Bevor mit der Digitalisierung einer Lok begonnen wird, sollte der Zustand des Modells genau kontrolliert werden. Dazu gehört auch eine Testfahrt. Dies ist besonders wichtig bei gebrauchten Modellen oder bei Vitrinen-Fahrzeugen. Dabei sollte folgendes beachtet werden:
- Laufruhe -- hier können Aussagen über den Zustand des Getriebes, Verschmutzung, Haftreifen abgeleitet werden - eingebauter Motortyp - Glockenanker, Permanentmagnetmotor, Allstrommotor etc) - Schnittstellentyp - wenn eine Schnittstelle eingebaut ist welche 6-, 8- polige, PLuX oder MTC21 - Beleuchtung - sind Glühbirnchen oder LED verbaut - Stromabnahme -- ist die Stromabnahme einwandfrei oder sind verschmutzte Kontakte etc. vorhanden - Stromaufnahme des Motors - Stromaufnahme im Betrieb, unter Last oder im blockierten Zustand
- Hat die Motorachse ein zu großes Spiel? - Sind die Zahnräder in den Getriebeblöcken noch einem guten Zustand? - Ist verharztes Öl an den Schmierstellen und läuft die Lok damit zu schwerfällig? - Sind die Kohlebürsten des Motors noch in Ordnung? - Sind die Konatktschleifer in Ordnung oder sind sie "angebrannt" - verfärbt? Reinigung Verschmutzte Räder und Kontakte verhindern einen einwandfreien Betrieb des Modells. Ebenso wird ein ruckfreies Fahrverhalten durch verschmutzte Kollektoren speziell bei den älteren Rundmotoren sicher nicht vorhanden sein. Die Lok sollte deshalb vor der Digitalisierung eine Grundwartung erhalten. Insbesondere ist auf die Stromabnahme (Räder, Schleifkontakte) und die mechanischen Eigenschaften zu achten. Nur eine Lok, die einwandfrei funktioniert wird digitalisiert auch Freude machen. Bei modernen Modellen ist in der Regel ein wartungsfreier Motor eingebaut. Eine Pflege des Kollektors oder ein Ersetzen der Schleifkohle ist meist nicht erforderlich. Bei gebrauchten, älteren Modellen oder bei sog. Vitrinen Modellen, die wenig gefahren wurden, sollte in jedem Fall das Modell geöffnet werden und alle einschlägigen Stellen - nach Betriebsanleitungen - geschmiert, Kontakte bzw. Motorkollektor gereinigt, Motorkohle und Haftreifen ersetzt werden. Bei starken Verschmutzungen kann auch ein vollständiges Zerlegen des Getriebe erforderlich werden. Die ausgebauten Teile können dann im Ultraschallbad oder mit Reinigungsbenzin gereinigt werden. Motortyp Der Modellbahner sollte, wenn schon die Lok zur Reinigung ansteht, den Motortyp feststellen. Je nach Modelltyp kann die Lok einen Gleichstrommotor (DC)-Motor oder einen Wechselstrom (AC-Allstrom) Motor besitzen. Analoge Wechselstrom-Loks (z.B. Märklin) besitzen einen sog. Allstrommotor. Dieser muss dann bei einer Digitalisierung gegen einen Gleichstrommotor (Hochleistungsmotor) ausgetauscht werden. Märklin bietet hier auch entsprechende Umbausätze an. Glockenanker Motoren erfordern einen speziellen Decoder um eine Überhitzung des Motors zu vermeiden. Solche Motoren können mit den meisten Decoder angesteuert werden, benötigen aber eine speziell Einstellung. Glockenankermotoren (z.B. Faulhaber) verursachen bei der Ansteuerung durch normale Decoder in Abhängigkeit von der Konstruktion der Lok besonders im unteren Drehzahlbereich leichte Knarrgeräusche. Bei der Verwendung von Decodern mit hoher PWM-Frequenz ( ca. 16kHz) entstehen keine Geräusche mehr. Entsprechende Decoder gibt es z.B. von der Firma ZIMO und Lenz (LE080XS) Gleichstromloks von Trix, Fleischmann, Lima, Arnold etc. besitzen Permamotoren, also Motoren die nur mit Gleichstrom betrieben werden können und müssen nicht unbedingt ausgetauscht werden. Allerdings ist hier nicht zu vergessen, dass analoge Gleichstrommotoren aus alten Loks meisten nur einen 3-Sterne-Anker besitzen. Insbesondere bei der Langsamfahrt sind diese Motoren im Digitalbetrieb nicht beeindruckend. Dies gilt auch für Rundmotoren mit dreipoligen Ankern wie in älteren Lima, Arnold, Trix Fahrzeugen. Sie sind eher wenig geeignet zum Betrieb mit Decodern . In den meisten Fällen müssen die Motorparameter aufwendig eingestellt werden. Die alten Rundmotoren von Lima sind generell nicht für eine Digitalisierung geeignet. Nach der Digitalisierung bewegen sie sich manchmal überhaupt nicht oder nur sehr mangelhaft. Ein Umbau ist bei diesen Loks aufwendig. Wie viel Anschlüsse (Pins) Welche Funktionen soll der Decoder aufweisen. Sollen viele Funktionen abgerufen werden können, wird ein Decoder benötigt der viele Ausgänge besitzt. Bei dieser Frage ist aber auch zu klären, ob die Lok die gewünschten Funktionen überhaupt beinhaltet. Es nützt ja nicht sich einen Decoder zu beschaffen, der u.a. eine elektrische Entkupplungsmöglichkeit vorsieht. Die Loks aber diese Entkupplungsvorrichtung nicht besitzt. Schnittstellenstecker oder Litze Besitzt die zu digitalisierende Lok bereits einen Schnittstellenstecker für den Decoder, ist der Decodereinbau kein Problem, wenn dieser ebenfalls mit einem entsprechenden Stecker ausgerüstet ist. Besitzt die Lok lediglich eine Schnittstelle die für Decoder mit Litzen vorgesehen ist, dann muss gelötet werden oder eine Schnittstellenbuchse muss eingelötet werden. Stromaufnahme der Lokomotive bei max. Last Die Kenntnis der Stromaufnahme des Motors ist sehr wichtig. Nur so kann die Dimension des Decoders vernünftig bestimmt werden. Dabei ist der Wert des normalen Betriebes unter Last und den Wert bei blockiertem Motor bei der maximalen Spannung zu messen. Die Stromaufnahme der Lampen sollte bekannt sein. Steht in der Regel in der Betriebsanleitung An einem Analogfahrpult werden 12 Volt eingestellt. Die Lok wird gegen ein Hindernis gestellt und fahren gelassen - Räder drehen durch -. Mit einem Amperemeter wird dann die Stromaufnahme der Lok gemessen. Falls eine Digitalzentrale zur Hand, sollte die Stromaufnahme bei ca. 18-20 Volt gemessen werden. Die Stromaufnahme der Lok steigt bei höherer Spannung entsprechend an. Mit diesen Überlegungen und Erkenntnissen sollten dann die Vergleichstabellen und Herstellerprospekte durchforstet werden. Grundsätzlich sollte der Maximalstrom des Decoders reichlich über der max. Stromaufnahme liegen. Die Daten der Decoder gelten oft bei Raumtemperatur, in der Lok ist es aber wärmer. Besonders bei der Angabe des Maximalstroms des Decoders muss aufgepasst werden. Bitte darauf achten, ob die Angabe im Datenblatt sich auf den Strom des Motorausganges bezieht oder auf die Summe der Ströme von Motorausgang und Funktionsausgängen. Bei der Auswahl ist davon aus zu gehen, das der Motorausgang max. Strom liefern muss und gleichzeitig alle Funktionsausgänge eingeschaltet sind. Nachfolgend eine Auswahl von Funktionen und deren Stromverbrauch:
- Glühbirnchen ---> ca 50mA / Birnchen - Rauchgenerator für DCC --> ca. 100mA |
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