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Einführung Als Modellbahner legt man sich im Laufe der Zeit eine durchaus ansehnliche Anzahl von Lokomotiven zu. An manchen Modellen ist nicht vorbeizukommen. Es muss einfach beschafft werden. Spätestens dann, wenn das eine oder andere Modell nicht mehr korrekt auf den Gleisen fährt, wird der Modellbahner gezwungen sein, sich näher mit den Innereien der Lok zu beschäftigen um Reinigungsarbeiten oder auch Reparaturen durchzuführen. Wenn das Lokmodell dann geöffnet ist, wird er sich die Frage stellen, wie wird eigentlich ein solches Lokmodell hergestellt. Nun kann der Eine oder Andere natürlich sagen, eigentlich ist mir das egal, die Hauptsache ist, das Modell fährt nach der Reinigung wieder. Es wird aber auch Modellbahner geben, die sich Gedanken über die Qualität des Modells und dessen Herstellungsprozess machen werden. Wir werden uns im nachfolgenden Aufsatz mal über den Herstellungsprozess einer Lok Gedanken machen und daraus auch Rückschlüsse über die Qualität von Lokmodellen ziehen. |
Unterschied Metalldruckguss / Kunstoffspitzguss Das Metalldruckgießverfahren ist ein Verfahren bei dem schmelzflüssiges Metall (hier: im wesentlichen Zink) unter Druck in den Hohlraum einer Stahlform eingefüllt wird. Der Formhohlraum wird mit großer Genauigkeit mechanisch in einen Block aus hitzbeständigem Werkzeugstahl eingearbeitet. Durch einen kontrollierten Gussprozess und den gleichmäßigen Schwindungseigenschaften der Zinklegierung können Gussstücke mit hervorragender Detailgenauigkeit hergestellt werden. Die Fertigungsgeschwindigkeit bei Zink-Druckguss ist wegen der relativ niedrigen Schmelz- bzw. Erstarrungstemperatur (379 - 390 °C) relativ groß - im Vergleich zu anderen Metall-Gießverfahren. Das Druckgießverfahren beginnt mit dem Schließen und Verriegeln des hitzebeständigen Gusswerkzeugs unter hohem Druck. Die flüssige Zinklegierung wird dann unter Druck in die Form eingeführt. Die Legierung erstarrt nach kurzer Zeit, das Gusswerkzeug kann wieder geöffnet werden und der Gussrohling wird ausgestoßen. Dann wiederholt sich dieser Vorgang. Für die Herstellung von Zink-Druckguss werden zwei unterschiedliche Maschinentypen verwendet:
- die Hochgeschwindigkeits-Mehrschiebermaschine. Der Zinkdruckguss wurde in den 1930er Jahren entwickelt. Damals waren die Zink-Gusslegierungen noch nicht sehr ausgereift. Als Legierungszusätze wurden dem Zink Aluminium, Magnesium und gelegentlich Kupfer zugeführt. Diese Legierungszusätze verwandeln das Zink, das in reinem Zustand ein spröder Werkstoff mit geringer Festigkeit ist, in einen Konstruktionswerkstoff mit hoher Festigkeit und Härte, guter Verformbarkeit und guter Gießbarkeit. Allerdings können die mechanischen Eigenschaften der Zinklegierungen durch Verunreinigungen negativ beeinflusst werden. Leider war der Zinkdruckguss am Anfang nicht rein und so kommt es bei alten Loks aus diesen Jahren immer wieder zur sog. Zinkpest. Betroffen von der Zinkpest sind wie bereits gesagt im wesentlichen Modelleisenbahnen sowie Modellautos und andere Werkstücke, die per Spritzguss aus einer Legierung aus Zink, Aluminium, Magnesium und Kupfer vor den Jahren 1960 hergestellt wurden. Bei neueren Modellen ist die Materialmischung entsprechend optimiert und die sog. Zinkpest ist heute kein Problem mehr. Für Modellbahner ist die Erkennung der Zinkpest - vor allem beim Kauf von alten Modellen - sehr wichtig. Modelle mit Zinkpest haben meistens Risse oder Blasen. Ferner sind Abblätterungen bzw. Abplatzungen am Gehäuse zu erkennen. Im Extremfall kann das ganze Modell sich im wahrsten Sinne des Wortes sich auflösen. Diese Korrosion wird als Zinkpest, Zinkfraß oder Zinkkorrosion bezeichnet. Ursache der Zinkpest ist eine schlechte Qualität der verwendeten Metall-Legierung, sowie Mängel bei der Produktion. Leider gibt es keine Reparaturmethode bzw. sichere Vorbeugung gegen die Zinkpest. Um die Korrosion zu verlangsamen sind diese Modelle vor Temperaturschwankungen zu schützen. Die Umgebungstemperatur bei der Lagerung sollte 15 Grad Celsius nicht unterschreiten. Ferner ist eine direkte Sonneneinstrahlung und hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden. Da es sich um einen Korrosionsprozess handelt, also eine Reaktion der Metall-Legierung mit dem Luftsauerstoff, bringt ein Einschweißen des betreffenden Gegenstandes in eine luftdichte Folie (unter Luftabschluss) den Vorgang nahezu zum Stillstand. Gegenüber dem Zinkdruckguss ist natürlich der Kunststoffspritzguss wesentlich einfacher durchzuführen. Beim dem Spritzgießverfahren handelt sich dabei um das maschinelle Herstellen von Formteilen aus Kunststoff (Thermoplaste, Duroplaste, Elastomere bzw. thermoplastische Elastomere). Durch die Spritzgießmaschine wird der Werkstoff (Kunststoffgranulat oder -pulver) plastifiziert und mit Druck in eine Urform (Spritzgießwerkzeug) gespritzt. Beim Abkühlen härtet der flüssige Kunststoff aus und kann danach aus dem Werkzeug entnommen werden. Mit dem Spritzgießverfahren können kleinste Plastikteile in großer Stückzahl sehr kostengünstig hergestellt werden. Das Spritzgießen eignet sich wegen der großen Designfreiheit optimal für den Modellbahnbau. |
Der Zusammenbau der Lok Nach der Lackierung- und Beschriftungsphase kommt dann der Zusammenbau der Lok. Hier ist die meiste Handarbeit angesagt. Da so viele kleine Teile zusammengebaut werden müssen (z.B. Räder, Motor, Getriebe, Beleuchtung, Elektronik, Kupplung etc.) ist eine maschinelle Abarbeitung dieser Phase in der Regel nicht wirtschaftlich. Hinzu kommt, dass je nach Loktyp eine Vielzahl von Einzelteilen zusammengefügt werden müssen. Insbesondere Dampfloks sind sehr zeitaufwendig beim Zusammenbau. Wenn man sich vorstellt, dass der Puffer einer Spur-N-Lok nicht größer als ein Stecknadelkopf ist, dann ist nachvollziehbar, dass sich in Hinblick auf die Stückzahlen, die Einrichtung einer maschinellen Vorrichtung zum Anbringen eines Puffers an die Lok nicht lohnt (zumindest derzeit noch nicht). |
Die Auslieferung der Lok Die Produktion einer Lok dauert durchschnittlich mehrere Wochen. Danach sind so viele Loks des neuen Typs produziert worden, dass sie an die Händler ausgeliefert werden können. Während aber die DB-AG i.d. Regel 145 Exemplare beschafft, muss ein Modellbahnhersteller tausende von Modellen an die Kundschaft bringen, damit er in die Gewinnzone kommt. Das Problem der ausreichenden Stückzahlen haben mittlerweile viele Modellbahnhersteller in Europa zu spüren bekommen. Außer den Firmen Märklin, Piko, Hornby und einer handvoll kleinerer Hersteller, die noch eigenständig agieren, gibt es z.B. die Firmen Fleischmann, Arnold, Lima, Rivarossi und Jouef nicht mehr als eigenständige Unternehmen. Die Namen einige dieser Unternehmen hat z.B. die Firma Hornby aufgekauft und produziert nun unter den Namen wie Arnold, Lima etc. entsprechende Modelle. Dadurch kann die Firma Hornby insgesamt - in der Summe dieser Markennamen - relativ hohe Stückzahlen produzieren und damit wirtschaftlich überleben. Oder es haben sich Firmen wie Fleischmann und Roco zu einer Holding zusammengeschlossen. Der Vorteil bei Herstellern, die eine hohe Stückzahl produzieren (wie. z.B. Märklin) liegt auch darin, dass sie speziell auf ihre Lokomotiven abgestimmte Schaltkreise entwerfen können und so einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben, die mit Standard-Mikroprozessoren arbeiten muss. Durch Eigenproduktionen bindet die Firma Kunden an ihr Produkt. Dies hat aber heute eine Kehrseite. Durch die Digitalisierung ist heute auch bei Gleichstrommotoren mit einem Zweileiterprinzip ein sog. Mehrzubetrieb möglich. Damit können die Kunden Lokomotiven und Wagen von verschiedenen Herstellern beziehen und alle trotzdem auf einer Anlage fahren lassen. Die Digitalisierung macht es möglich. Demgegenüber haben Produzenten wie Märklin es immer schwerer auf dem Markt zu bestehen, da sie durch ihre eigenes System (in diesem Fall Dreileitersystem) eigene digitale Entwicklungen vornehmen oder bestellen müssen, die wegen der begrenzten Stückzahlen eben teurer sind als Konkurrenzprodukte. Selbstverständlich hat die hochwertige Herstellung und die Detailtreue ihren Preis. Diese Modelle haben nur noch wenig mit dem Begriff" Spielzeug zu tun. Es handelt sich vielmehr um originalgetreue hochwerte Modelle, die zum Spielen benützt werden können (nicht umgekehrt). Es wird kaum ein Vater seinen Sohn/Tochter nur so zum spielen eine Lok für 300,00 € geben. Demgegenüber stehen die Billigmodelle von Modellbahnherstellern, insbesondere aus Asien, gegenüber. Diese "Modelle" sind in den meisten Fällen (Ausnahmen gibt es) billiges Spielzeug. Deshalb ist es unredlich solch detailgetreue und hochwertige Lokmodelle mit den Billigprodukten zu vergleichen, die in den Kaufmärkten wie z.B. bei Aldi und Norma um ein paar Euros (gleich mit Gleisen, Wagen und Trafo - als Komplettanlage -) angeboten werden. Hier handelt sich um Spielzeug. Mit Modellbahn im klassischen Sinn, das muss man sich klarmachen, hat dies nichts zu tun. Deshalb ist es mir auch immer unverständlich, wenn Privatverkäufer die eine solche Spielzeugeisenbahn verkaufen wollen, weil z.B. der Junior nicht mehr mit ihr spielt, einen hohen Verkaufspreis erwarten, mit dem Argument, dass die Loks und Wagen bei Märklin, Trix oder Fleischmann ja auch zu einem relativ hohen Preis verkauft werden. Unabhängig davon, dass die Detailtreue und die Herstellungsqualität bei diesen Billigprodukten nicht vorliegt, ist von diesen Käufen abzuraten, da die Loks bzw. Wagen keine hohen Laufleistungen zustande bringen und die Fahreigenschaften meistens katastrophal sind. Wenn aber der Fahrspaß nicht zustande kommt, dann verliert Mann/Frau sehr schnell die Lust an der Modellbahn und ein künftiger Modellbahnfan geht verloren. |