Hinweise zum Modellbahnhersteller Ade, Wiad, Röwa
     




Die Modellbahnfirmen Ade, Wiad und Röwe

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    Wenn von den Firmen "Wiad", "ADE" und "RÖWA" gesprochen wird muss im gleichen Atemzug auch von Willi Ade gesprochen werden. Willi Ade gründete und führte die Modellbahn-Zubehörfirma "WIAD" bis zum Verkauf im Jahre 1958. Der Verkauf dieser Firma erfolgte deshalb, da Willi Ade sich ausschließlich auf die Konstruktion und Produktion von Modellbahnen konzentrieren wollte.

    In diese Zeit fällt auch die Zusammenarbeit mit der Firma Trix. Für die Firma Trix war diese Zusammenarbeit eine Überlebensstrategie.

    Im Jahre 1975 gründete Ade dann wieder - nach der Trennung von Trix - einen eigenen Vertriebsfirma mit dem Namen "ADE". Die Produktion der Spur: N-Modelle zwischen den Jahren 1969-1972 wurde im Jahre 1972 fast vollständig an die Firma Trix verkauft, die diese unter dem Namen Minitrix in den Handel brachte.

    Leider ging dann im Jahre 1975 die Firma "ADE" in Konkurs.

    Die Gründung der Firma Röwa Plastic GmbH (später Röwa Modelleisenbahnen GmbH) in Unterensingen war der langgehegte Traum des Vollbluttechnikers Willi Ade, sich mit dieser Firma die wirtschaftliche Nutzung seiner vielen Ideen und Patente zu erschließen.
    Als technische Führungskraft bei Röwa hat er der Modellbahnentwicklung nachdrücklich seinen Stempel aufgedrückt. Er hat die Standards und das technische Niveau der 1980er und 1990er Jahre geprägt. Röwa hat als erster Hersteller die kurvengeführte Kurzkupplung eingeführt, ein Gleissystem mit Böschungskörper und nur 2 mm hohen Profilen kreiert und im Punkte Detaillierung und Maßstäblichkeit Zeichen gesetzt, die auch heute bei noch längst nicht jedem Hersteller zum Standard gehören.

    Willi Ades Produkte waren immer in der einen oder anderen Art eine kleine Pionierleistung voller technischer Überraschungen.

    Willi Ade's Name steht in der Modellbahnentwicklung für:
    - technische Innovation
    - rationelle Fertigungsmethoden
    - ungewöhnlichen Detaillierungsgrad
    - Perfektionismus

    Ade war derjenige, der die Kunststoffverarbeitung im Modellbahnbereich perfektionierte. In den Zeiten, wo Märklin noch 24 cm Blechwagen ohne Inneneinrichtung als Messeneuheit vorstellte, waren Ade-Reisezugwagen für TRIX nahezu revolutionär und bereits mit all dem ausgestattet, was heute als selbstverständlich angesehen wird.

    So wurden die Schnellzugwagen im Längenmaßstab 1:100 hergestellt, enthielten Inneneinrichtungen, auswechselbare Radsätze/Kupplungen für alle Systeme, detaillierte Unterseiten, freistehende Details, eingesetzte Fenster etc..

    Während die etablierten Hersteller ihre alten Modelle Jahr für Jahr im Programm unverändert weiterproduzierten, wurden bei Röwa regelmäßig alle Modelle dem neuesten Stand der Technik angepasst.

    So entfielen 1972 alle Reisezugwagen (1:100) in ihrer bisherigen Form und wurden durch solche mit Kurzkupplungskulisse ersetzt.

    Leider hat aber dennoch die Firma Röwa im Jahre 1975 der Konkurs ereilt. Zwei Faktoren waren wohl ausschlaggebend:

    Zum Einem der Konkurs des Röwa-Hauptgesellschafters Rokal im Herbst 1974, aber auch der relativ kleine Marktanteil des Modellbahnsektors. Man war zwar der Konkurrenz technisch weit voraus, konnte jedoch aufgrund der doch recht hohen Preisempfehlungen der Modelle (auch aufgrund der Ölkrise von 1973 mit ihren drastischen Preissteigerungen von bis zu 30%) nur den "echten" Modellbahner und Modellbahnsammler als Kunden überzeugen.

    Die breite Masse der Modellbahner hatte Anfang der 1970er Jahre einfach noch nicht das freie Geld eine Superdetaillierung auch zu bezahlen.

    Die Firma Trix, mit der Ade vor Gründung von Röwe eng Zusammenarbeitete, hat den Bruch mit Willi Ade fast 10 Jahre lang nicht überwinden können. Das H0-Sortiment stagnierte auf dem Stand von 1965. Die Chance, sich mit Superdetaillierung auf dem 2-Leiter-International-Markt zu etablieren, und das Image der Spielzeugeisenbahn (TRIX-Express) nicht zu verlieren, wurde verpasst.

    Die Firma Roco, Käufer der H0-Fahrzeug- und Zubehörformen, wäre auf dem deutschen Markt nie so schnell zu dem geworden, was sie heute ist. Rocos Verdienst ist jedoch ohne Zweifel der, dass man produktionsgerechter an die weitere Vermarktung des Röwa-Erbes herangegangen ist und deshalb mit einer niedrigeren Preisgestaltung den “Großen” der Branche Marktanteile abnehmen konnte. Dieses wirkte nachdrücklich auf das Detailempfinden vieler Modellbahner, die heute Roco-Kunden sind.

    Röwas Geschäftserfolg hing jedoch auch maßgeblich am Engagement in der Spurweite N und TT. N-Modelle waren 1969 vorgestellt worden und wiesen ebenfalls eine bis dahin unerreichte Detaillierung auf. 1972 wurde nahezu der gesamte N-Bereich an TRIX verkauft. Die Modelle sind zum Teil heute noch im Sortiment. Die US-Modelle gingen an Bemo, Rivarossi und MRC/ConCor.

    Dafür hatte Röwa nach dem Rokal-Einstieg 1972 die TT-Werkzeuge übernommen und versprach eine komplette Überarbeitung mit Neuerscheinungen aus eigener Fertigung. Aber hier gingen die Aktivitäten über die Vorstellung eines Containerwagens und einer 11° Weiche nicht hinaus.

    Im Katalog 1972/73 waren viele Dinge angekündigt, zur Auslieferung gelangten sie jedoch nie. Kaufmännisch war ein Engagement in Spur TT in Westdeutschland einfach nicht zu vertreten und hat die Firma Röwa sehr viel Geld gekostet. Die Rokal-Formen sind nach Zusammenbruch Röwas nie wieder am Markt aufgetaucht. Die Containerwagen wurden später von Roco reaktiviert.

    Im Röwa-Sammlerkatalog wird mit einer Jahreschronik der Weg von Willi Ade nachgezeichnet. Zunächst werden in einer Kurzübersicht jeweils die Highlights des Jahres vorgestellt, die dann im 2. Schritt ausführlich besprochen werden. Die Jahre 1961 bis 1968 sind deshalb interessant, da sie die langsame Entwicklung von der Spielbahn zur Modellbahn sehr deutlich widerspiegeln.

    Bevor 1966-68 die Supermodelle bei TRIX auf den Markt kamen, wurde eine Modellpolitik der kleinen Schritte verfolgt, die jedoch immer eindeutig Ade's Handschrift trugen. So wurden Blech-/Guß-Modelle durch Kunststoffnachfolger ersetzt, die mit Cellon hinterlegten Fensteröffnungen wurden durch passgenau eingesetzte Fenster abgelöst. Kupplungen und Radsätze wurden tauschbar, die Unterseiten der Modelle detaillierter.
    Aufwendige Fertigungsschritte (Schrauben, Nieten etc.) wurden Zug um Zug durch Klips- / Klemm- und Klebetechnik ersetzt. Die Beschriftung der Modelle war zuerst angegossen, dann im Siebdruckverfahren und später im sog. Tampon-Druckverfahren, welches sehr kleine, jedoch lesbare Beschriftungen zuließ, aufgedruckt. Trennlinien und Konturen wurden dadurch wesentlich schärfer.

    Waren in den 1950er Jahren die Gussmodelle in ihrer Art und Ausführung wegweisend gewesen, geriet die Firma TRIX, durch den zu Beginn der 60er Jahre einsetzenden Siegeszug des Kunststoffs, in Zugzwang.

    Fleischmann, Arnold, Rokal und auch Märklin hatten erkannt, dass Kunststoffmodelle (Kombimodelle aus Kunststoff auf Metallfahrwerk und Ganzkunststoff-Modelle) preiswerter in der Herstellung waren und sich Details besser herausarbeiten ließen. Auch das Gewicht dieser Modelle spielte eine wichtige Rolle, da so in der Lokkonstruktion gespart werden konnte.

    Einen Anfang bei TRIX bildeten die Kunststoffmodelle zur Batteriebahn von 1959. Sie basierten auf den Guss-Vorläufermodellen, waren jedoch so leicht, dass die 6V-Batterielok (mit Distlermotor) sie ziehen konnte. Diese Wagenmodelle blieben in Varianten bis in die 80er Jahre im TRIX-Sortiment.

    Noch zu WIAD-Zeiten hatte Dr.Rudolf Insam, als Leiter der Konstruktions- und Entwicklungsabteilung bei TRIX, seit 1939 immer wieder Kontakt zu Willi Ade. WIAD und Röwa hatten immer wieder kleinere Aufträge von TRIX bekommen, damit Dr.Insam Muster für die Möglichkeiten der Kunststoff-Fertigung bei der Trix-Geschäftsleitung vorzeigen konnte. Bei TRIX reifte langsam die Einsicht, dass man mit den bisherigen Blech- und Gussmodelle nicht mehr konkurrenzfähig und Herstellung zu teuer sei.

    In den Jahren 1960/61 ging des zunächst darum, die veralteten Blech-D-Zugwagen abzulösen. Willi Ade schlug den Längenmasstab 1:100 vor, Röwa wollte sogar die Kosten für die Formen tragen. TRIX bestand jedoch auf den 23,5 cm Wagen, da den Kunden die Kompatibilität mit ihren bisherigen TRIX-Gleisen zugesichert werden sollte. Willi Ade riet daraufhin seiner eigenen Firmenleitung von der Übernahme der Kosten für die Formen ab und so bezahlte und bestellte TRIX die Produktion von sechs D-Zugwagen-Modellen:

    -Touropa-Fernexpress-Wagen
    -Eilzugwagen mit Mitteleinstieg
    -Schlafwagen
    -Speisewagen
    -Personenwagen 1./2.Klasse
    -Packwagen

    Da keine Zeichnungen von TRIX zur Verfügung standen, fertigte Willi Ade sie an. Er nutzte seine 1:100 Zeichnungen und schnitt “einfach” 2 Fenster heraus.

    Die sechs Wagen wurden zur Spielwarenmesse 1961 vorgestellt und dort sehr positiv aufgenommen. Als erste TRIX-Modelle hatten sie auf Willi Ade‘s Betreiben keine erhabene Beschriftung mehr auf den Wagenkästen, sondern waren im Plandruck (Siebdruck) bedruckt. Der später daraus entstandene Tampondruck und die bewegliche, verschiebbare Pufferbohle waren wieder Willi Ade Patente.

    Die Wagen werden so erfolgreich, dass sie eine ganze Jahresproduktion bei Röwa absicherten. An Spitzentagen wurden pro Type bis zu 4000 Stück gefertigt. Zwar konnte Ade nicht immer so schnell wie er wollte, doch nach und nach ließen sich wohl die Spielbahner im Haus TRIX von der Richtigkeit seines Weges überzeugen.

    Erst ganz langsam übernahm man Willi Ade’s Gedanken von der “Universellen Modellbahn”. Da die Firma TRIX sich durch Unflexibilität auszeichnet, einigte man sich auf Betreiben von Dr. Insam für die zukünftigen Entwicklungen mit Willi Ade/Röwa in der Form, dass TRIX die Kostenvorgabe machen und Willi Ade die Modellauswahl treffen sollte.

    So entstehen in den nächsten Jahren der Adler, der VT08, der ELD, 3-achsige Umbauwagen (mit patentierter Lenkachse), 4-achsige Umbauwagen, die 3 alten Preußen und die 3 Nirosta-Silberlinge. Alle mehr oder weniger verkürzt, so dass sie zu den 23,5cm Wagen passten.

    Nach dem Konkurs der Firma RÖWA gründete die "ADE" Tochter die Firma ADE-Modelleisenbahnen GmbH. Schwerpunkt der Fertigung sollten D-Zug-Wagenmodelle - diesmal in maßstäblicher Länge - und mit noch größerem Detailreichtum werden.

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    So bekamen die Wagen eine Inneneinrichtung. Die Wagen waren in einer bis dahin nicht gekannten Qualität graviert, lackiert und bedruckt. Selbst die Stirnseiten sind vorbildentsprechend und größenrichtig bedruckt. ADE war es auch, der erstmals gleiche Wagentypen mit unterschiedlichen Betriebsnummern fertigte. Da man das Sortiment aus den schon von der RÖWA bekannten Vorbildtypen zusammenstellte, entfielen die sonst notwendigen Recherchen und man konnte sofort mit der Konstruktion und Fertigung beginnen. Viele Detaillösungen wurden von RÖWA-Modellen übernommen. So finden sich z.B. die Lichtleitstäbe für die Innenbeleuchtung und die RÖWA-Kurzkupplung sowie der verkleinerte Norm-Aufnahmeschacht auch an ADE-Wagen wieder.

    Schon im Jahre 1978 ereilte dann die Firma ADE ein weiterer Schicksalsschlag in Form einer Hochwasserkatastrophe durch die der nahegelegene Neckar einen Schaden von 1,25 Mio. Euro an Produktionsmaschinen und Werkzeugen anrichtete.

    Weil die Versicherung nur für einen kleinen Teil des Schadens aufkam, war ADE nach diesem Ereignis gezwungen, den Produktionsstandort Unterensingen aufzugeben und zog nach Filderstadt. Dort konnte man jedoch aufgrund der Nähe von Daimler und anderen großen Arbeitgebern keine geeigneten Mitarbeiter finden, so zog man mit der Produktion in das Privathaus in Bad Saulgau. In all diesen Jahren kam die Produktion nur noch schleppend in Gang.

    Bis zu dem Herzinfarkt von Willi ADE wurde im Privathaus in Bad Saulgau produziert. Ende 1994 löste die Tochter von ADE die Firma ADE-Modelleisenbahnen offiziell auf.





 
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