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Grundsätzliches Mancher Modellbahner wird sich sicherlich bei diesem Artikel die Augen reiben und wundern, weshalb elektrische Modellmotoren einer Wartung bedürfen. Die Antwort liegt allerdings auf der Hand. Auch elektrische Modellbahnmotoren unterliegen einem Verschleiß und vor allem auch einer Verschmutzung. Deshalb bedürfen Getriebe und Motoren von Loks - wie jeder technische Artikel - einer regelmäßigen Wartung. Der Verschleiß bei den Modellbahnmotoren liegt vor allem bei den Schleifkohlen und beim Kollektor. Insbesondere die Lagerteile und die direkt an der Antriebswelle aufgesteckten Antriebszahnräder sind dem Verschleiß unterworfen. Selbstverständlich ist hier auch die Verschmutzung am größten, da durch die Eigenart der Getriebe laufend auch "Modellbahndreck" beim Lauf in Richtung Motor hochgezogen wird. Nachfolgend beschreiben wir deshalb die wichtigsten Wartungsbereiche am Motor und dem anschließenden Getriebe:
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Kontaktfedern und Stromabnehmer Eigentlich haben Kontaktfedern nicht direkt etwas mit dem Lokmotor zu tun. Dennoch gehört zur Motorreinigung natürlich auch die Überprüfung des Stromaufnahmeweges vom Rad zum Motor bzw. Bei Digitalloks der Stromaufnahmeweg vom Rad zum Decoder. Das Thema Lokreinigung wird uns zwar noch auf einer gesonderten Seite beschäftigen. Hier deshalb lediglich der Hinweis, dass auch die Kontaktfedern - insbesondere nach längeren Standzeiten gereinigt werden müssen. Es reicht in der Regel aus die Kontaktfedern von Fett und Dreck mit Waschbenzin zu reinigen. Manchmal muss aber mehr getan werden, da die Kontaktfedern nach längerer Standzeit der Lok korrodiert sind. Dann müssen sie vorsichtig mit einer kleinen Stahlbürste entrostet werden. Dem nachfolgenden Bild sind die unterschiedlichsten Kontaktfedern zu entnehmen. Diese sind überwiegenden in Gleichstromloks zu finden. ![]() Vergrößern - Bild anklicken |
Motorgetriebe und Motorachse Das Motorgetriebe besteht eigentlich nur aus der Motorachse, dem Rotor und dem in der Regel aufgesteckten Zahnrad. Man kommt an das Antriebszahnrad nach Öffnen der Lok in den meisten Fällen leicht heran. Schwieriger wird es dann schon mit dem Anker und der Motorachse, die ja mit dem Anker verbunden ist. Bei gekapselten Motoren ist dann das Öffnen des Motors unvermeidlich. Eigentlich wurde bei den oben gemachten Ausführungen, zum Reinigen und Warten des Motorgetriebes schon Aussagen vorgenommen. Deshalb wollen wir uns hier schwerpunktmäßig mit der Motorachse beschäftigen. Wir haben bereits gesehen, dass die Motorachsen oft in Sinterlagern stecken. Dadurch entfällt dann das Schmieren der Lager. Bei billigen Motoren kann es auch ein Kunststofflager oder nur ein Blechlager sein. Hier muss eben genauer hingesehen werden. Die Motorachse selbst ist natürlich wartungsfrei. Dennoch ist anzumerken, dass Vielfach Laufprobleme durch die Motorachse entstehen können. Wer hat nicht schon mit seinem Lokmodell Unfälle verursacht. Sei es, dass es ein Auffahrunfall war, sei es, da die Lok heruntergefallen ist oder die Lok im Stand - wegen der großen Anhängelast im Stand durchgedreht hat. All diese Situationen können dazu führen, dass die Motorachse leicht verbogen wird. Der Modellbahner wird dies mit blosen Auge nur dann feststellen, wenn die Achse so verbogen ist, dass bereits beim Motorlauf die dadurch verursachte Unwucht zu sehen ist. Leider sieht man kleine Unwuchten nicht. Leider beeinflussen aber auch kleine Verbiegungen der Motorachse bereits Fahrprobleme. Nun fällt natürlich die Behebung dieses Mangels nicht in die Unterhaltungsarbeiten. Dennoch ist gehört zu den Wartungsarbeiten die Überprüfung der Leichtgängigkeit der Motorwelle oder Motorachse. Wien geht man nun hier vor. Zuerst muss immer der Motor ausgebaut werden. Nur mit ausgebauten Motor kann festgestellt werden ob das Getriebe einschließlich Räder ohne Widerstand drehen. Dazu die gereinigte Lok ohne Motor und Oberteil auf die Schienen stellen und leicht anschieben. Die Lok muss sich in diesem Zustand leicht - ohne rucken - schieben lassen - also leichtgängig sein. Ist das nicht der Fall, sind Getriebe und Radlager in irgendeiner Form beschädigt. Sollten hier keine Probleme vorhanden sein, so kann der Motor wieder eingesetzt werden. Dann die Lok wieder auf das Gleis stellen. Als nächstes ist dann die Fahrspannung durch den Fahrregler leicht hoch zu regeln. Dabei auf die Motorwelle sehen. Muss die Fahrspannung relativ stark hoch geregelt werden, damit der Motor anläuft und wenn der Motor läuft wieder maßgeblich zurück geregelt werden, um eine vernünftige Fahrgeschwindigkeit zu erlangen, ist dies ein Indiz für Probleme mit der Motorwelle. Ab diesem Zeitpunkt ist dann eine Reparatur angesagt. Dabei ist aber festzustellen, dass eine Reparatur im eigentlichen Sinne - bei verbogenen Motorachsen für den "normalen" Modellbahner nicht möglich ist. Es bleibt eigentlich hier nur der Austausch der Achse mit Anker oder der komplette Austausch des Motors. ![]() Vergrößern - Bild anklicken |
Reinigen, Ölen und Fetten Wir kaufen häufig - um unsere Sammlungen zu ergänzen - alte Loks auf. Dabei müssen wir immer wieder feststellen, wenn wir die Loks aus den Verpackungen nehmen, dass sie bereits im ungeöffneten Zustand Ölverkrustungen und eingetrocknete Schmiere aufweisen. Öffnet man dann die Loks und sieht sich das Getriebe und den Motor an, dann wundert es nicht, wenn der ehrliche Verkäufer sagt, die Lok brummt nur noch, aber sie bewegt sich nicht mehr. Deshalb hier der Hinweis zur Motorpflege. 1.
Wie bereits erwähnt gilt dies nicht bei Motoren mit Sinterlager. Sinterlagen sind so getränkt, dass die Schmierung für die gesamte Lebensdauer des Motors ausreicht. Sinterlager sind eigentlich Gleitlager, bei denen die Lagerschale(n) nicht aus massivem, sondern aus gesintertem Material - z.B. Sinterbronze oder Sintereisen - besteht. Gesinterte Metalle werden durch Pressen von Metallpulver unter hohem Druck hergestellt. Sintermetalle sind sehr porös. Sie bestehen zu 15 % bis 30 % aus Poren, und darin liegt auch der Vorteil von Sinterlagern gegenüber massiven Gleitlagern. Die Poren füllen sich mit Schmierstoffen - z.B. Öl. Man spricht bei Sinterlagern daher auch von selbstschmierenden Lagern. Zum anderen kann das Öl innerhalb des Lagerschalenkörpers fließen. In den Bereichen hohen Öldrucks tritt es in das Sintermaterial ein und in den Bereichen niedrigen Drucks wieder aus. Dadurch kann sich ein Schmierfilm schneller aufbauen. Beginnen Sinterlager zu quietschen, ist es aber dann doch erforderlich auch diese Motorlager mit einem Tropfen Öl zu versehen. Bei den Ölen sollte der Modellbahner aufpassen. Es gibt spezielle Öl für Sinterlager. Ein falsches Öl kann das Sinterlager zerstören.
Da wir gerade den Digitalbetrieb erwähnen. Denkt bitte bei einer Digitalisierung eurer Lok daran, immer den Motor zu reinigen um den o.g. Effekt zu vermeiden. Besonders die alten Fleischmann-, Trix-, Lima- und Piko- sind hier besonders anfällig. Sollten sich vollständige gekapselte Motoren (z.B. Glockenankermotoren) in den Loks befinden, so braucht diese Reinigung nicht zu erfolgen. ![]() |
Die Generalreinigung Insbesondere nach längeren Standzeiten ist eine Generalreinigung des Motors angesagt, da meistens Gelegentlich ist es erforderlich, Loks einer Generalreinigung zu unterziehen. Dies kann z.B. dann sein, wenn das Fahrzeug lange in der Vitrine gestanden hat und dadurch möglicherweise das Öl verharzt ist. Bitte beachtet: Aggressive Mittel sollten tabu sein. Oft wird davon nicht nur der Schmutz, sondern auch Farben und Kunststoffe angegriffen und irreparabel beschädigt. Über den Sinn von Ultraschallbädern existieren verschiedene Meinungen. Auf jeden Fall sollte das Fahrzeug in so einem Falle soweit als möglich zerlegt werden. Gehäuse dürfen auf keinen Fall mit Lösungsmitteln in Kontakt kommen. Bei manchen Loks - insbesondere bei älteren Gussloks haben wir feststellen müssen, dass Lackierung und Beschriftung bereits mit Spiritus abgelöst werden können. Nach der mechanischen und vorsichtigen Entfernung starker Verschmutzungen sollte altes Öl mit Waschbenzin oder Alkohol aufgelöst werden. Es sollte dabei immer vermieden werden, dass die Teile nicht länger dem Lösungsmittel ausgesetzt sind als unbedingt nötig. Unter Umständen ist es sinnvoll, nach der ersten Reinigung Motor und Getriebe mit geringen Mengen eines dünnflüssigen Öls oder mit Silikonspray anzusprühen und das Fahrzeug einige Runden fahren zu lassen, damit sich auch an schwer zugänglichen Stellen die Verharzungen lösen, danach nochmals mit Spiritus (manche empfehlen Isopropyl-Alkohol) auswaschen, gut abtrocknen (wer einen Airbrush-Kompressor hat, kann diesen zum Ausblasen nutzen) und dann mit einem guten Motorenöl oder Silikonfett schmieren. |
Die Haftreifenwechsel Manche Haftreifen bringen nur wenig oder keinen Gewinn an Reibung. Oft hilft es, auf passende Gummis anderer Hersteller auszuweichen. Besonders gute Haftung scheinen die Märklin-Haftreifen zu besitzen, allerdings sind diese auch dicker als andere Haftreifen. Dies kann dann ggf. sogar zu schlechterem Fahrverhalten führen, wenn die Laufflächen der Räder dadurch nicht mehr alle satt auf dem Gleis aufliegen. Eine Ergänzung von Stefan Wiest dazu: "Fleischmann hatte früher (bis in die 70er) durchsichtige Haftreifen, die sollte man durch die neuen, schwarzen ersetzen. Bei den alten verschwindet der Weichmacher, und dann haftet da gar nix mehr..." Wenn sich Haftreifen einmal während der Fahrt gelöst haben, müssen sie durch neue ersetzt werden. Lediglich diesen Haftreifen wieder auflegen bringt nichts, da er "ausgeleiert" ist. Manche Modellbahner vertreten die Meinung, ein gutes Fahrwerk benötige keine Haftreifen bzw. Haftreifen sind nachteilig, da sie die Stromzufuhr auf einzelnen Rädern behindern. Diese Auffassung ist technisch nicht haltbar. Wichtig ist aber, damit keine Kontaktprobleme entstehen, dass die Gleis eben verlegt werden. Eine ungenaue bzw. unebene Verlegung der Gleise bringt immer Kontaktprobleme mit sich, da auch eine Dreipunktlagerung und gefederte Achsen nicht alle Unebenheiten ausgleichen können. Nun kommen wir zum Haftreifenwechsel. In der Regel gibt es zu den jeweiligen Loks auch die entsprechenden Haftreifen als Ersatzteile zu kaufen. Wenn ein Haftreifen gewechselt werden muss, hat das entsprechende Rad frei zugänglich zu sein, sonst ist ein Wechsel des "Gummis" nicht möglich. Wie das Aufbringen des neuen Haftreifens vor sich gehen soll, kann dem nachfolgenden Bild entnommen werden. ![]() Vergrößern - Bild anklicken Falls ein Modellbahner den Kauf von teuren Haftreifen sparen will, kann er auch eine andere billigere Methode angehen und zwar mit sog. Schrumpfschläuchen aus der Elektrotechnik. Schrumpfschläuche sind aus Kunststoff und ziehen sich bei einer Erwärmung (z.B. mit einem Haarfön oder einem Lötkolben) zusammen. Dies hat insbesondere bei Elektroarbeiten den Vorteil, dass sich dadurch Leitungslitzen verschweißen lassen. Schrumpfschläuche gibt es in verschiedenen Durchmessern. Wenn ein Schrumpfschlauch als Haftreifen verwendet werden soll, so soll der Durchmesser des Schrumpfschlauches in etwa dem des Raddurchmessers entsprechen (nicht kleiner). Wenn ein passender Schrumpfschlauch gefunden wurde, schneidet man einen schmalen Streifen - entsprechend der Laufflächenbreite des Rades - ab. Danach wird dieser Ring auf das Rad gelegt. Mit einem Haarfön so lange erwärmen, dass sich der Schlauch eng an das Rad anlegt. ![]() Vergrößern - Bild anklicken |
Links zum Thema Schmieranleitung von Gunter Wiencirz speziell zur Spur N Pflegeanleitungen |
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