Die Historie
Im Jahre 1887 gründete Jean Fleischmann eine Gravieranstalt in Nürnberg gegründet und stellte am Anfang ihrer Firmengeschichte vor
allem Blechspielzeug (Schiffe, Flugzeuge, magnetische Schwimmtiere) her. Die Firma bleib bis zur dritten Generation im Familienbesitz.
Im Jahre 1938 - nach der Übernahme der Firma Doll & Co Nürnberg – wurden als neue Produktionsschwerpunkte
auch Modelleisenbahnen der Spur 0 und Dampfmaschinen hergestellt.
Erst im Jahre 1949, auf der Frankfurter Herbstmesse, wird neben einem neuen Passagierschiff eine Modelleisenbahn mit der Spurweite 0
der Öffentlichkeit vorgestellt und zwar im Zweileiter-Gleichstrom-System. Dabei handelte es sich um eine Neuheit, denn bis zu diesem
Zeitpunkt wurden die Modelleisenbahnen mit unterschiedlichen Dreileiter-Systemen betrieben. Aber auch die Dampfmaschinenproduktion
ging zu dieser Zeit in Betrieb.
Im zweiten Weltkrieg musste dann die Spielwarenproduktion eingestellt werden.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Produktion wieder aufgenommen. Man produzierte weitgehend Dampfmaschinen und Antriebsmodelle.
Im Jahre 1955 kam dann die Entscheidung die Produktion der Dampfwalzen einzustellen, da hier die Nachfrage nachließ.
Auch die Spur: 0 Eisenbahn hatte wegen der Größe einer derartigen Anlage, keine große Fan-Gemeinde mehr.
Deshalb wurde die Spur 0 Eisenbahn im Jahre 1959 eingestellt, da sich mittlerweile die Spurweite H0 – die seit dem Jahre 1952 auf dem Markt
war – auf dem Markt durchgesetzt hatte. Durch den Gleichstrombetrieb ließ sich die Fahrtrichtung der Triebwagen eindeutig bestimmen.
Die Fahrzeuge fuhren auf trittfesten Metallschienen, die mit schwarzen Pappschwellen ausgestattet waren.
Das Anfangsprogramm umfasste die Schlepptenderlok BR01, die Tenderlok BR80 und die Ellok E44. Fleischmann hatte erkannt, dass
der Modellbahner ein komplettes Modellbahnsystem angeboten haben will. Deshalb hat die Firma auch von Anfang an ein vollständiges
Modelleisenbahnsystem in den Verkauf gegeben - von der Schiene, über die Fahrzeuge bis zum Trafo bzw. Fahrregler.
Im Jahre 1960 brachte Fleischmann die US-Pacific-Schlepptenderlok - als Gussmodel (1365) - auf den Markt. Basis für diese Lok war die
deutsche Schlepptenderlok BR01, die bereits ab dem Jahre 1952 produziert wurde.
Nachdem der Modellbahnhersteller Arnold im Jahre 1960 in Deutschland als erster Großserienhersteller die Spurweite N präsentiert hatte,
zog Fleischmann im Jahr 1969 mit seinem Piccolo-Sortiment im gleichen Maßstab nach.
Das Piccolo-Programm erwies sich als Verkaufsschlager und es wurden nach unserem Wissen mehr Piccolo-Artikel in der Folgezeit
verkauft als H0-Artikel.
Ab Ende der 1960er Jahre befand sich im Produktangebot von Fleischmann auch das Autorennbahn-Sortiment „Auto Rallye“, später
„Rallye Monte Carlo“ genannt. Eine weitere Innovation war im Jahre 1967 die Einführung der Fleischmann-Autorennbahn.
Dadurch wurden vor allem die jungen Autofans angesprochen. Gegen die billigere Konkurrenz von Carrera konnte sich
Fleischmann jedoch nicht durchsetzen. Das Artikel wurden deshalb dann 1989 vom Markt genommen.
Im Jahre 1970 wurden die sog. "denkenden Weichen" eingeführt. Dazu nachfolgend noch mehr. In den 1970er Jahren wurde auch
eine Drehscheibe in einer hervorragenden Modellqualität in den Verkauf gebracht. Es dauerte aber dann bis zum Jahre 1982 bis sich
beim Gleissystem im H0-Bereich etwas tat. Bisher wurde immer noch am alten Gleissystem festgehalten. Erst ab diesem Zeitpunkt
wurde das sog. H0-Profi-Gleis erfolgreich eingeführt.
Das digitale Zeitalter hätte Fleischmann beinahe verschlafen gegenüber seinen Konkurrenten.Sehr spät - Mitte der 1980er Jahre -wurde
das Fleischmann Mehrzugsteuerung - besser bekannt unter dem Begriff FMZ - der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieses Digitalsystem war
Fleischmann spezifisch und ist mit anderen Digitalprotokollen nicht kompatibel. Es kann trefflich darüber diskutiert werden, ob dies eine
kluge Entscheidung von Fleischmann war. Zum damaligen Zeitpunkt war es aber bei den deutschen Modellbahnherstellern üblich, eigene
Digitalsysteme auf den Markt zu bringen um den Kunden an sich zu binden. So glaubte man. Im Nachhinein gesehen wäre es besser gewesen,
wenn Fleischmann sofort auf ein international genormtes Digitalsystem gesetzt hätte.
Auch gab es Anfang der 1990er Jahre eine Neuheit und zwar die sog. "Magic-Train". Die "Magic-Train" war insbesondere
auf Kinder ausgelegt und nicht auf die Hobby-Modellbahner.
Im Jahre 1987 begann Fleischmann sein 100 jähriges Firmenjubiläum und stellte zu diesem Jubiläum die PROFI-Kupplung in Spurgröße N vor.
Zu diesem Zeitpunkt gehörte die Firma Gebr. Fleischmann GmbH & Co. KG mit Sitz in Nürnberg zu den international
bedeutenden Herstellern von Modelleisenbahnen (H0, N«piccolo» und Magic Train).
Im Jahre 2000 wurde die digitale Twin-Technik eingeführt, die eine Weiterentwicklung der FMZ Technik bedeutete.
Überhaupt war Fleischmann Anfang des 21. Jahrhunderts noch sehr innovativ. Viele neue Modelle im H0 und N Bereich kamen auf den Markt,
so z.B. auch die die Dampflok BR18.6 in der Spurgröße H0, sowie die BR194 und BR185 in Spur: N. Ob sich Fleischmann wegen der
vielen Neuproduktionen und Neuentwicklungen überhoben hat, oder die hohen Preise von den Kunden nicht mehr akzeptiert wurden,
darüber kann man nur spekulieren. Anfang des Jahrtausends (ab 2000) stand der Fachhandel im Umbruch. Viele Fachgeschäfte mussten
zugunsten von Discountern und großen Spielwarenhäusern aufgeben. Dadurch wurde Fachpersonal rar und die Kundenberatung ging
zurück. Da die Firma Fleischmann ausschließlich auf den Fachhandel setzte und den aufkommenden Internethandel vollkommen
ignorierte, war vielleicht auch dies ein Grund für den Niedergang.
Wir haben selbst erleben müssen, dass ein sog. Fachverkäufer bei einer alten Lok, für die wir nach neuen Kohlestiften für den Fleischmann
Motor nachgefragt haben, uns verärgert mitgeteilt hat "....wir sollen doch bitte diese alte Lok in den Müll werfen. Für so etwas lohnt sich doch
kein Cent mehr....".
Tatsache ist, dass die Firma im Jahre 2008 in finanzielle Schwierigkeiten geriet und in die Insolvenz ging.
Anfang des Jahres 2008 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden und wurde von der deutsch-österreichischen
Modelleisenbahn Holding GmbH - Roco - übernommen. Der Firmensitz wurde von Nürnberg nach Heilsbronn verlegt.
Heute firmiert die Firma unter dem Namen Roco/Fleischmann-Holding und ist in Österreich ansässig.
Die Geschichte der Firma Fleischmann ist damit zu Ende, obwohl der Name weiterhin von der o.g. Holding verwendet wird, sind
die neuen Fleischmann-Modelle nun eigentlich Roco-Modelle. Der letzte Geschäftsführer der eigenständischen Firma Fleischmann
war Horst Fleischmann.
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Fleischmann Modelle sind grundsätzlich Zweileiter-Gleichstrommodelle (H0 und N). Es gab aber auch immer wieder Dreileitermodelle, die
für Märkliner hergestellt wurden.
Die Roco/Fleischmann-Holding stellt mittlerweile auch Modelle in der Größe "TT" her. Allerdings führen diese Modelle ein Schattendasein.
Wegen der Normung seiner Modelle und des Gleissystems sind Loks und Wagen von Fleischmann auf nahezu allen Gleichstromanlagen einzusetzen.
Fleischmann war von der Größe her nicht mit Märklin zu vergleichen. Dennoch hatte die Firma vor allem in der Spurgröße: N einen hohen Marktanteil.
Die Spurgröße H0 hatte in Bezug auf die Firma Märklin nur einen relativ kleinen Marktanteil. Dies war vor allem den hohen Preisen geschuldet,
die Fleischmann immer bei seinen Artikel hatte. Allerdings muss hier auch gesagt werden, dass die Qualität der Modelle sehr hoch ist. Da aber
der Zweileiter Gleichstrommarkt viel Konkurrent hat, wichen nicht wenige ehemalige Fleischmannkunden auf die billigeren Produkte anderer Hersteller
aus.
Für Sammler sind alte Fleischmannmodelle immer eine Top-Adresse, da bis auf wenige Ausnahmen die Modelle sehr wertstabil sind.
Einige Fleischmann Modelle aus den 1950iger und 1960iger Jahren haben teilweise einen überproportionalen Wertzuwachs erfahren.
Wer alte Fleischmann Modelle kauft kann sicher sein, dass der überwiegende Teil der Modelle eine sehr hohe Qualität aufweist. Für Sammler sind vor
allem die H0-Modelle (und hier insbesondere die Gussmodelle) eine nicht uninteressante Wertanlage. Aber auch die älteren N-Modelle
sind in dieser Richtung immer interessant.
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